Yamazaki Distillery

Der Besuch in der 4. Destille wartet. Die Anreise ist denkbar einfach – Vorortzug in Kyōto wählen und nach zwei Stationen wieder aussteigen. Trotz der Nähe zur alten Hauptstadt ist es hier schon recht grün, und der Ort scheint gut gewählt.

Yamazaki ist die erste und älteste Destille in Japan, gegründet 1923. Im Supermarkt des kleinen Bahnhofes gibt es ein Frühstück; nicht nur weil wie hungrig sind, sondern als Grundlage für das morgendliche Tasting. Vom Supermarkt bis zur Destille sind es nur 10 Minuten Fußweg. Wir werden gerade noch Teilnehmer der ersten Besuchergruppe des Tages. Mit etwa 30 überwiegend deutlich älteren Japanern machen wir uns auf den Weg durch die Destille. Wie bereits zuvor zeigt man sich auch hier sehr offen und es bleibt wenig im Verborgenen. Der intensive Geruch nahe den Maischebottichen und die große Hitze neben den Brennblasen lassen den Rundgang nicht nur zu einem optischen, sondern auch zu einem olfaktorischen und haptischen Erlebnis werden. Das gezeigte Fasslager ist riesig und beeindruckt durch seine kühle und modrige Stille. Unsere Gruppe verschwindet zwischen tausenden Fässern. Die Nummer 0001 von 1924 dürfen wir anschauen, aber nicht anfassen.

Bei der obligatorischen mini-umsonst Verkostung von zwei Produkten des Hauses wird die Zugehörigkeit zum Suntory-Konzern deutlich. Alles erinnert ein wenig an Hakushu. Zwei Whiskys, Saft, grüner Tee, Wasser und ein wenig Gebäck (hier noch angereichert durch ein Stück Schokolade) dürfen verzehrt werden. Im Hintergrund bemühen sich Whiskyhostessen mithilfe von Mikrofon und Lautsprecher, die verschiedenen Produkte anzupreisen. Es scheint gut zu funktionieren, hinterher wird im Destillenshop viel gekauft. Wir behalten unser Geld und tragen es zur Bar. Dort bin ich etwas enttäuscht, die Karte der erlesenen Whiskys ist nahezu komplett identisch mit dem Angebot in Hakushu. Da wir dort ziemlich gründlich gearbeitet haben, bleibt hier nicht mehr viel übrig. Nach drei unauffälligen Whiskys legt sich die Bardame ins Zeug und überredet uns zu einem Schluck Yamazaki 18 von 1984… der sei ganz besonders. Für umgerechnet 23 Euro erwerben wir 15cl und sind ganz zufrieden, aber keineswegs euphorisch.

Etwas erleichtert, den Rest des Tages nicht im Ausnüchterungsmodus durchs Land Reisen zu müssen, verlassen wir gegen Mittag diesen freundlichen Ort und ahnen noch nicht, was (und wer) uns in Chichibu erwarten wird…