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Moskau, wieder

Intensität prägte unsere letzten Tage – das einzig Fehlende war ein ordentlicher Internetzugang. Aber erstens ist Japan so modern, dass alle ihre eigene Eingangstür in weltweite Netz mit sich herumtragen, zweitens besteht diese Modernität schon eine Weile, sodass viele Hotels zwar frühzeitig mit Kabelbuchsen (LAN) ausgestattet wurden, aber ohne WLAN – hier legen sich aktuelle Tablets die Karten -, und drittens sind die von uns geliebten (und budgetfreundlichen) traditionellen Ryokans teilweise eben genau dies: traditionell.
Ein paar Destillen, Grünteeverkostungen und allerhand andere Erlebnisse werden also alsbald nachgereicht. In gut zwei Stunden wird dann eine raue Stimme zum Betreten der Maschine nach Berlin aufrufen, mit anderen Worten: Ende der Geschichte. Vorläufig, versteht sich.

Moskau, Flughafen, der erste Versuch

Während die Aeroflotte draußen emsig ihre Runden dreht, starte ich meinen ersten Versuch, komplett aus einem Tablet zu leben, fern vom sicheren Hafen einer Windows-Maschine mit echter Tastatur und falscher Maus. Das hiesige Wlan ist gut, so gut, dass es mich beinahe versucht, gleich noch ein „Russland – Schwarzer Tee und Wodka“-Blog zu initiieren. Vermutlich würde jedes Land der Welt eine Variante hergeben: „Deutschland – Ostfriesenmischung und Doppelkorn“, „Indien – Yogitee und Mango-Schnaps“ usw.

Flughafen "Free Pussy Riot" in Moskau

Aber dann die erste Enttäuschung/Herausforderung: so einfach ist es nicht, das Bloggen mit leichtem Gepäck (wieso? Andere machen es doch auch…?!). Darum wird es jetzt technisch. Also, Leute, bitte lest nicht weiter – das Folgende dient ausschließlich der Hygiene meiner Seele. Der Versuch, vom Tablet (einem Sony Tablet S, das ok ist, aber nicht der Überflieger) ein frisch aufgenommenes Bild einzufügen, scheiterte (wie an selber Stelle schon der Kommunismus). Leider hat meine WordPress-Installation einen Hau (die Kommunismus-Analogie trägt weiter): die hochgeladenen Bilder haben keine Leserechte (auch hier: passt), werden also nicht im Browser dargestellt. Muss ich ran. Die Android-Total Commander-Version erlaubt nicht das Setzen der Linux-Berechtigungen, also suche und finde ich AndFTP, damit klappt es.

Einfügen lässt sich das Bild nicht sinnvoll, weil sich mit dem Android-eigenen Browser (wie heißt der eigentlich?) die kleine Bildversion nicht aus der Liste auswählen lässt, sondern dieser immer nur irgendwelche Rechtecke malt (Propagandakunst, wahrscheinlich). Also rüber zu Opera, wo dieser Text gerade entsteht, allerdings im HTML-Mode, der visuelle geht gar nicht erst. Hiermit verabschiede ich mich also von dem sonst so feinen norwegischen Browser und versuche Chrome, der allerdings bislang auf meinem Tablet manchmal die Arbeit verweigert und keine Seiten mehr rendert. Und deswegen vor einiger Zeit deinstalliert wurde (wie bald auch der ebenfalls gescheiterte Kapitalismus).

So, bin in Chrome. Hier klappt das Auswhlen per Radiobutton und damit das Einfgen des Bildes, allerdings weigert sich Chrome, Umlaute einzufgen. Nichts ist perfekt in dieser schbigen Welt.

Experimentierfreudig schreibe ich diesen Zeilen zum Abschluss meines unerquicklichen Ausflugs in die Welt der Technik mit der Android-WordPress-App. Umlaute sind dä, also liegt es nicht am Tastaturtreiber.
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Die Bedienung ist etwas kurios, aber das Einfügen eines mit der Paper Camera-App geschossenen Bildes funktioniert.

Inzwischen manifestiert sich das Ziel der Reise: die erste Japanerin hat sich zu uns in die Wartehalle gesellt. Es könnten noch mehr werden, bis zu 128 Millionen. Gegen 2060, so weiß der Spiegel, wird Japan ein Drittel seiner Menschen verlieren. Mitte des 22. Jahrhunderts sind sie dann ganz alle.

Morgen Moskau, übermorgen Tokyo

Hinter mir nähert sich der Ladestand der letzten Akkus der 100%-Marke und misst auf moderne Weise die Stunden bis zur Abfahrt. Insgesamt, so stelle ich überrascht fest und suche im Badezimmerspiegel nach Indizien einer Cyberidentität, befinden sich fünf Ladegeräte in meinem Gepäck (für Tablet, Smartphone, Ebook Reader, Kamera, Blitz). Dies ist die erste Reise meines Lebens, auf die ich zwei Steckdosenadapter mitnehme und nicht nur einen, und dennoch das Gefühl nicht abschütteln kann, etwas vergessen zu haben. Zum Glück ist Japan nicht gerade ein Entwicklungsland, was zukünftigen Elektroschrott angeht.

Natürlich bin ich eigentlich gar nicht so. Gehe nur mit der Zeit. Will in Japan nicht auffallen, nicht aufgrund meiner armseligen Ausrüstung schon am Flughafen für einen mittelalterlichen Barbaren mit langer Nase gehalten oder von kichernden Schulmädchen in Donald-Duck-Klamotten aus Schlitzaugenwinkeln gemustert und für archaisch befunden werden.

Vorher haben wir einige Stunden Aufenthalt in Moskau (dem Flughafen mit dem schlechtesten Essen der Welt). Da schreibe ich ein paar weitere Zeilen. Gute Nacht.